Das hat bei Mirka auch ewig gedauert, bis sie sich mal aus ihrem "Jagdtunnel" gelöst hat. Zum Teil musste ich sie wegtragen, hab ich das schon erzählt?
Ich überlege gerade, wie wir da rausgekommen sind ... teils durch gemeinsames Wildbeobachten, teils durch Spiele (Futtersuche), aber bis wir so weit waren, das war schon lang. Ich hab nicht versucht, ihr das Jagen zu verbieten, ich hab sie für die Ansätze gelobt. Klingt verrückt, hilft aber. Und ist einfach nur fair, sie wurde für eine bestimmte Aufgabe gezüchet, also kann ich sie nicht vollkommen daran hindern. Man kann nicht komplett gegen die Natur beziehungsweise die Anlagen des Hundes arbeiten. (Das hat auch den großen Vorteil, dass man als Mensch nicht nur die Spaßbremse ist, die vom Hund am liebsten ignoriert wird, sondern dass man gemeinsam unterwegs ist und zusammen was macht.) Also die Ansätze loben und dann in "okaye" Bahnen umlenken. (Und natürlich auch neben den Spaziergängen für Auslastung von Kopf und Körper sorgen.)
Natürlich hab ich Mirka unterwegs keine Tiere jagen lassen, aber ich hab sie gelobt, wenn sie Spuren gefunden oder auf dem Feld was erspäht hat oder hab ihr gesagt, sie soll Fährten suchen. Und dann durfte sie ein Stück der Fährte nachlaufen und herumstöbern, gern auch Futter finden, oder ich hab Futter in die Gegenrichtung geworfen und sie durfte hinflitzen (angeleint, natürlich), oder wir haben zusammen die Tiere beobachtet, die sie gesehen hat. Solche Sachen. Spaß für Jagdbegeisterte, im Rahmen des Möglichen.
Ich war viel mit 10 oder 20 Meter Leine unterwegs, aber wenn ich gemerkt hab, dass sie eh nur vorne hängt und fanatisch die Gegend scannt, hab ich die Leine kürzer genommen oder bin auch oft stehen geblieben, bis sie Kontakt aufgenommen hat (geht natürlich nur, wenn der Hund entsprechend aufnahmefähig ist). Was das Leineziehen betrifft, so finde ich die Methode "stehen bleiben" immer noch am besten ... sobald der Hund sich zum Menschen orientiert (und sei es nur, dass er das Ohr dreht oder kurz weg vom Fixierten schaut) wird die Leine nachgelassen (hab immer das Ende der Leine in einer Schlinge in der Hand), paar Zentimeter reicht schon. Die Spannung vermindern. Und dann gehts auf Zeichen weiter. (Man kann das natürlich nicht immer durchhalten, ich hab das Mirkel auch je nach Tagesform oder Spazierstrecke einfach ziehen lassen, vor allem, wenn sie eh zu überdrüber war. Sie hat das Prinzip trotzdem verstanden. (Fürs erlaubte Ziehen gabs auch ein Signal, aber ich weiß nicht, ob sie das wahrgenommen hat).)
Wir hatten ja nun vier jagdbegeisterte Hunde, und für jedeN war etwas anderes wichtig ... Shila zum Beispiel hat es geliebt, wenn ich den Futterbeutel möglichst weit weg geschleudert hab, dafür hat sie auf dem Absatz kehrt gemacht (außer bei Kaninchen). Rennen und Springen und Matsch und Wasser und unwegsames Gelände war überhaupt ihr Ding. Und das Wiederfinden ihrer Menschen. Tea hat gern Flächensuche gemacht und ist mit mir gelaufen oder hat mich gesucht. Der Kasi hat es geliebt, mit seinem Herrchen Wild zu beobachten und sich auf dem Bauch robbend näher heranzupirschen (das wäre den Damen nie eingefallen!). Futtersuche war ihm relativ egal, aber er hat begeistert wegfliegende Handschuhe gesucht und ist die Beute herumschleudernd wild damit im Kreis um uns herum gewetzt
. Und er hat Mobility gemocht und unterwegs solche Aufgaben wie auf Baumstämme klettern oder Achten-um-die-Beine-der-Menschen-laufen und so und auch gern Tricks gelernt (ein richtiger Streber). Und er war super im Anzeigen, mit Pfote hoch & allem Drum und Dran. Mirka ist Jagd-Vollprofi mit entsprechender Erfahrung, die will ihre Beute auch kriegen (allerdings nicht töten, glücklicherweise). Aber sie macht auch gern Flächensuche (und ist dabei unfassbar systematisch und genau, die findet einen kleinen Keks in einer großen Blumenwiese, egal, wie lang es dauern mag). Und sie stöbert gern, deshalb darf sie auch Fährten aufspüren. Sie ist die Meisterin der Anzeige (noch besser als der Kasi), das hab ich auch immer unterstützt. Also mehr Nasenarbeit als Langstreckenlauf (bei Kasi und Shila war es umgekehrt). Und Tricks lernen interessiert sie null (wie Shila, der war das zu albern, und Tea war zu kurz bei uns, als dass wir so weit gekommen wären. Aber war auch nicht so ihre Welt).
Also bei allen Verschiedenheiten, die Idee ist immer, den Hund im Rahmen dessen, was geht, zu unterstützen, dass er seinen Veranlagungen ein bisschen ausleben kann (ohne dabei anderen zu schaden). Damit man ein Team (und vom Hund auch wahrgenommen) wird.
Oh das ist ja viel Text geworden ... ist irgendwas dabei, womit Ihr was anfangen könnt?